steppenhund - 28. Feb, 17:06

habe ich schon einmal geschrieben ...

glaube ich.
Es kann ganz desaströse finanzielle Umstände geben. Doch wenn jemand eine Arbeit hat, können ihn Schulden und Alimente nicht so weit einschränken, dass nicht etwas Taschengeld übrig bleibt.
Wenn er trotz Nebenjob derartig an den Rand seiner Existenz gedrängt wird, frage ich mich, was ihn am Leben erhält. Möglicherweise sind da noch ganz andere Mechanismen am Werk, die ihm ein "normales" Leben verwehren.
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Ich erinnere mich an einen Bridgespieler, (auch Schach hat er gespielt) der schon etwas mehr als ein guter Bekannter war. Ich traf ihn das erste Mal in einem Wiener Kaffeehaus. Er hatte, wie er mir später einmal erzählte, eine unglaubliche Vergangenheit hinter sich. Er hatte jahrelang im Wald gelebt, wie man es sonst nur in Kinofilmen sieht. er sah aus wie 60, war aber erst 40, seine Zähne total kaputt. Ich glaube, dass er damals eine Unterstützung bezog, die ihm nach Abzug der Miete ungefähr 700 ATS (rund 50 €) im Monat zum Leben ließen. Einen Kaffee pro Tag konnte er sich leisten. Auf weitere wurde er oft eingeladen, auch von mir. Oder auf ein Essen. Manchmal kleideten ihn mittelständige Bridge-Partnerinnen, die mit ihm Turniere spielen wollten, neu ein. Er war ein begehrter Bridge-Partner. Ich habe ihn jetzt lange nicht mehr gesehen. Aber irgendwie schlawinerte er sich durchs Leben und er war nie schlecht gelaunt. Außerdem sehr hilfsbereit, wenn er jemandem (auch mir) etwas erklären konnte. Als Partner wäre er nichts gewesen. Doch trotz seines finanziellen Missstandes hatte er immer noch ein paar Schilling, um sich das leisten zu können, was er haben wollte.
Jetzt muss man ja nicht Bridge spielen können. Man kann auch Nachhilfestunden geben, irgendetwas schwarz arbeiten, was nicht sofort einkassiert wird.
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Was dabei aber so auffällt ist dieses. Bernie, der Mann über den ich oben schrieb, hatte einen Bekanntenkreis um sich, die ihn mochten und ihm allenfalls etwas abgegeben hätten, wenn er es angenommen hätte. Und Bernie kam aus dem Wald, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Verlust jeglicher Gemeinschaft, die einem in schweren Zeiten darüber helfen kann, zeigt von einer sehr traurigen Vergangenheit. (Ich schreibe das ohne Schuldzuweisung.) Ich frage mich manchmal, ob es Stolz oder Dummheit ist, welche Leute vereinsamen lässt Manchmal lese ich über Männer und Frauen, die über Einsamkeit klagen. Dann stellt sich heraus, dass ihre soziale Einbindung doch recht gut klappt. Bei M frage ich mich, wie er über sein eigenes Leben denkt. Aber wenn er ohne eine Frau nicht zurande kommt, darf er es auch nicht durch die Bekanntschaft mit einer Frau erwarten. Also letzten Endes muss er sich selbst helfen.

Fickhase - 1. Mär, 08:42

Hatte ich schon erwähnt, das M. Buchhalter ist ;-)
(naja, umgeschult nach Jahren erfolglosen studierens und Aushilfsjobs).

Alimente zahlt er nicht, sondern Unterhalt.
Aus seinen Erzählungen entnehme ich, daß er trotz Vollzeitjob schon immer am Rande des Existenzminimums gelebt hat. Auch mit seiner Frau und Kind damals.

Es gab Zeiten der Arbeitslosigkeit und es gab einen Arbeitgeber, der ihm mehrere Monatsgehälter schuldig blieb. Das hat ihm wohl in den letzten Jahren das Genick gebrochen. Bafög ist ja auch noch nicht ein Cent zurückgezahlt - eben weil er nie was übrig hatte.

Das ist sehr traurig und er tut mir leid. Eben weil ich auch weiß, daß es mit anderen Frauen deswegen wohl auch nicht klappen wird. :-(
steppenhund - 1. Mär, 10:26

Möglicherweise sind die Jahre erfolglosen Studieren ein Indiz dafür, was er alles nicht lernen konnte. In Österreich ist es so, dass man auf nicht mehr als das Existenzminimum gepfändet werden kann.
Als Buchhalter könnte man durchaus das Zweifache des Existenzminimums verdienen. Mit Überstunden oder Nebenjob.
Viele kleine Firmen, wo nicht die Ehefrau die Buchhaltung macht, suchen sich entsprechende Leute, um für sie die Buchhaltung zu machen. Da müssten schon 2-300 Euro wöchentlich daneben herausspringen. Was ich damit sagen will, es müsste ihm möglich sein, als Buchhalter soviel zu verdienen, dass ihm zumindest das Existenzminimum bleibt. Und das reicht bei geschickter Einteilung auch mal für Messe- oder Kinobesuch.
Vielleicht braucht er nur einen Manager, der ihm sagt. Jetzt machst Du diese Arbeit, den Job machst du nicht, aber der Job ist besser.
Obwohl die Arbeitslosigkeit in Deutschland größer ist als in Österreich, bezweifle ich, dass die Mechanismen so viel anders funktionieren.
Wäre ich in einer ähnlichen Situation - und vor 20 Jahren war ich einmal neun Monate arbeitslos, mit Frau und drei Kindern und Hausrückzahlungskredit - dann würde ich heute beim Billa (Adeg, Merkur oder wie auch immer) an die Anzeigetafel eine Notiz hängen. "Mache ihre Buchhaltung, helfe Ihnen beim Steuerausgleich (saisonal) tel.nr."
http://www.meinchef.de/gehaltsvergleich/beruf-region/de/buchhalterin-buchhalter.html
Dort sind die Gehälter für Buchhalter aufgelistet. Die sind gar nicht so schlecht. Wenn er weniger verdient, sollte er einen Jobwechsel aktiv betreiben.
Es ist nicht das Geld. Ohne mich zu weit herauslehnen zu wollen, sage ich, dass da etwas anderes nicht stimmt.
Vielleicht machst Du einmal eine unerwartete Erbschaft und stellst fest, dass M nur krankhaft geizig war und schon jede Menge angesammelt hat. Oder er sieht sein Leben als Selbstbestrafung für eine in Brüche gegangene Beziehung.
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Hat er dir einmal seine persönliche Buchhaltung gezeigt? Desto mehr ich über M erfahre, dest unglaubwürdiger kommt mir seine Armut vor.
Milchmädchen (Gast) - 1. Mär, 15:57

Schwarzarbeiten ist nicht so einfach, wie sich das Herr Steppenhund vorstellt. Denn falls M. für eine Firma die Buchhaltung macht, wird die Firma das sicher NICHT schwarz machen lassen, weil Buchhaltung eine Betriebsausgabe und damit ein Abschreibeposten ist.
steppenhund - 1. Mär, 16:19

@Milchmädchen

Das stimmt in der Theorie und bei großen Firmen in der Praxis. Kleine Firmen kalkulieren oft so, dass ihnen die Kostenersparnis mehr bringt, als die Steuererleichterung. Es gibt jedenfalls genug Fälle, in denen so gearbeitet wird.
Fickhase - 2. Mär, 09:41

Seine Armut ist nicht unglaubwürdig. Und eine Tabelle, wieviel er verdienen müsste, nützt doch nichts, wenn seine Firma nicht soviel bezahlt. Er ist übrigens über eine Zeitarbeitsfirma angestellt, da verdient man auch weniger.

Nebenjob hat er noch nicht, wird er auch nie haben. Wann auch? In der Woche ist er manchmal bis 20.00 Uhr im Büro.

Jeden Cent, den er mehr verdienen würde, würde sofort die Ex bekommen (Kindesunterhalt) oder die Schulden auf dem Konto tilgen oder das Bafög-Amt würde anklopfen.

Seine persönliche Buchhaltung hat er mir nicht gezeigt, ich war ja noch nicht mal in seiner Wohnung. Und er würde mir seine Buchhaltung auch nicht zeigen, weil ich wahrscheinlich Einsparungspotenzial entdecken würde, er aber auf diesen Posten nicht verzichten will, wir uns dann streiten würden ..... also lässt er es lieber.

Es gibt halt Menschen, die können nicht mit Geld umgehen und kommen nie auf einen grünen Zweig.
Milchmädchen (Gast) - 2. Mär, 15:12

@Steppenhund
Was die "Kostenersparnis" im Buchhaltungsbereich betrifft, kann ich Ihnen nicht folgen.
Arbeitet M. für die Firma "schwarz", hat das NUR den gewünschten Vorteil für M., nämlich dass der Betrag nirgends aufscheint, aber die Firma bleibt auf den gesamten Kosten "sitzen".
Legt M. Rechnung, kommt zum gleichen Betrag die MWSt dazu, die die Firma wieder zurückerhält. Die Firma zahlt somit den gleichen Preis für die Buchhaltungsleistung, kann die Schwarzarbeit aber nicht absetzen.
steppenhund - 2. Mär, 16:44

@Milchmädchen

Ich versuche es noch einmal: stellen Sie sich eine Firma vor, die hart an der Verlustgrenze oder darunter arbeitet. Die z.B. auch wenig verkauft. Die MWSt ist ein eigenes Kapitel. Herr M. legt bei der Schwarzarbeit weder Rechnung noch kommt MWSt. dazu.
Den Betrag, den die Firma Herrn M. zahlt, wird lediglich vom versteuerbaren Gewinn abgezogen, d.h. dass die Firma die Betriebsausgaben absetzen kann. Das enthebt sich aber nicht des Cashflow-Problems, dass sie zuerst einmal die Leistung bezahlen muss.
Natürlich ist das nicht legal, genauso wenig wie unversteuerte Nachhilfestunden oder unangemeldete Pflegeleistung. Sie sollten aber doch wohl in der Lage sein, zwischen Gewinn- und Verlustrechnung und Cashflow-Bilanz zu unterscheiden.
-
Wäre ich in einer ähnlichen Lage wie Herr M. würde ich Nachhilfestunden anbieten. Das könnte ich sogar mit Erfolgsgarantie. Fach Mathematik. Da finde ich ausreichend Interessenten, wenn notwendig.
Als Student verdiente ich da genug, um mein Auto, einen Mini zu erhalten und die zwei Reisen im Monat Wien-Bremen leisten zu können, um meine spätere Frau zu besuchen.
Wenn ich eine Frau wäre, würde ich putzen gehen. 10 Euro die Stunde erzielt man heute leicht.
steppenhund - 2. Mär, 16:49

@Fickhase

Ich würde vielleicht einmal zu einer Zeitung gehen. Dass Zeitarbeitfirmen nicht immer ehrlich spielen, sollte nach der jüngsten Amazon-Affäre und Trenkwalder bekannt sein. Vielleicht findet sich ja ein Magazin, dass auch die Machenschaften der ZA-Firma von Herrn M. aufdeckt. Wenn er so viel in der Firma sitzt und trotzdem nichts übrig bleibt, scheint da etwas faul zu sein.
Dass er vielleicht nicht aufmucken will, weil er Angst um seinen Arbeitsplatz hat, verstehe ich. Doch bei krimineller Ausnutzung, wie sie jetzt bei Trenkwalder untersucht wird, hört sich die Angst auf.
Ach was schreibe ich? Sie haben weiter unten schon richtig geschrieben: er kann nicht mit Geld umgehen und sich auch nicht aus seiner Lage befreien. Wie es auch einem Alkoholiker gehen würde. Und da würde Ihnen jeder raten: laufen Sie weg, laufen Sie weg!

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