So unsensibel wie man denkt ist Franz gar nicht. Er ruft fast täglich an, er holt mich mit dem Auto ab zum tanzen, wir tanzen zusammen. Auf dem Weihnachtsmarkt nimmt er meine Hand und im Auto tätschelt er mein Bein.
Obwohl ich nichts gesagt habe und ihm weder Bein noch Hand entzogen habe, spürt er, das da was ist. Oder eher nichts ist.

Er ruft an und sagt, er hätte das Gefühl, ich würde ihn nur als guten Freund sehen. Das kann ich auch erstmal so bestätigen. Wir verstehen uns gut, es macht Spaß, mit ihm was zu unternehmen, aber der Gedanke an den nächsten Schritt, Körperkontakt, behagt mir nicht. Da spüre ich kein Verlangen nach.

Die Berührungen mit M. waren immer so "elektrisch", schon nebeneinander sitzen und die Wärme von seinem Bein spüren hat mir Herzklopfen verursacht. Das war bis jetzt noch bei keinem Mann so.

Eine gute Freundschaft ist besser als eine schlechte Beziehung, sagt Franz zu mir und bittet mich, bescheid zu sagen, wenn ich mehr will als Freundschaft. Er selber wisse auch noch nicht, ob und was er von mir will.
Gleichzeitig macht er viele Vorschläge für gemeinsame Unternehmungen, möchte mich Heilig Abend zu sich einladen, fragt was ich Silvester mache, will mit mir zusammen backen, frühstücken, Kino, Flohmarkt ...... er hat viele Ideen ;-)

Erstmal gehen wir diese Woche zusammen den Weihnachtsmarkt fotografieren. Als Freunde.

Nach einigen Mails hin und her hat M. vorgeschlagen, daß wir uns in freundschaftlicher Zurückhaltung üben und in zwei Monaten nochmal hinschauen, was die Zeit uns gebracht hat.

Also schlägt er mir genau das vor, was ich ihm auch schon vorgeschlagen habe: die ganze Sache erstmal auf Eis zu legen. Das wollte er aber vor ein paar Wochen noch nicht.

Inzwischen ruft Franz häufig an, holt mich mit dem Auto zum Tanzen ab und wir machen Pläne, ob wir zusammen einen Ausflug zu einem Weihnachtsmarkt machen.

Sprechen wir über Reisen, sagt er oft: "da können wir ja nächstes Jahr hinfahren". Das überhöre ich erstmal. Da ist wieder diese Sache, dass ich mich sexuell überhaupt nicht zu ihm hingezogen fühle. Aber ich warte, ob sich das noch ändert.

Das erste mal in meinem Leben habe ich mit jemandem Schluss gemacht.
Jetzt lerne ich mal die andere Seite kennen.

M. schreibt mir Mails, er hat Plus auf seinem Konto, will mir einen Kontoauszug einscannen.
Oje, das hat ja auch was verzweifeltes!

Wir schreiben uns ganz normal hin und her und irgendwann kippt es. Er hat Sehnsucht schreibt er und ich denke, ich kann auch ehrlich meine Gefühle offenbaren, vielleicht, um es ihm leichter zu machen.
Also schreibe ich, dass ich es noch nicht ganz realisiert habe, dass wir nicht mehr zusammen sind. Erst beim Tanzen würde ich es wohl realisieren, denn dann könnten wir nicht mehr wie sonst vor die Tür gehen und knuddeln und knutschen - nie wieder.

Dieses "nie wieder" gibt ihm wohl den Rest. Ich weiß nicht, was er am Sonntag nicht verstanden hat und was er sich unter "Schluss machen" vorstellt.

Er schreibt, er liebt mich. Oh! Und er könne beim Tanzen nicht mit mir tanzen, weil er kein Masochist ist. Es ist das erste mal, dass er mit einer Teilnehmerin der Freizeitgruppe entzweit ist. Ich würde nur meinen Vorteil suchen, schreibt er.
Wie ich das schaffen könne, nach unserem liebevollen Umgang so hart Schluss zu machen? Er fühle sich wertlos und als Versager und ich hätte ihm jegliche Hoffnung genommen, nochmal bei einer Frau landen zu können.

Oha.

Da ist jemand sehr verletzt. Immer wieder erlebt er, daß eine Frau Schluss macht und die Gründe sind oft gleich.
Das ist traurig und tut mir auch leid für ihn.
Er hat einen wirklich schönen Charakter und Geist. Das hat mich angesprochen und zu ihm hingezogen.

Aber hingezogen sein reicht nicht, ich will auch zusammen ziehen und das ist nicht möglich ohne Geld.

Heute tanzen mit Franz, morgen Schlussmachen mit M.
Das hätte ich auch nie gedacht, dass das mal so kommt.

Beim Tanzen geht Franz ganz schön ran. Anstatt über meiner Strickjacke hält er mich unter meiner Strickjacke in Tanzhaltung fest. Er zieht mich mehr an sich, als es eigentlich nötig wäre und nutzt meinen Schwindel bei den Drehungen, um mich zu halb zu umarmen und fest zu halten. Das mich jemand bei meiner Grösse mal "Kleines" nennt, wie er es tut, hätte ich auch nicht gedacht ;-)

So schön der Tanzabend auch war, am nächsten Tag gehts mir schlecht, weil ich weiß, dass ich abend mit M. Schluss machen muss. Er steht da so verloren am ausgemachten Treffpunkt und mir tut echt das Herz weh.

Er versteht aber mein Dilemma, das ohne Geld keine Zukunft möglich ist. Es stellt sich auch noch raus, dass er bis heute noch keinen Cent Bafög abbezahlt hat und diese Schulden ihn auch noch drücken.
Ich drücke dagegen ein paar Tränen raus, weil das doch eigentlich doof ist, wegen so einer profanen Sache wie Geld Schluss machen zu müssen.

Irgendwie habe ich das noch nicht realisiert, dass wir getrennt sind, denn wir mailen uns täglich und werden uns auch an vielen Terminen mit der Freizeitgruppe noch sehen.

Also mein Gewissen klemmt ganz schlimm, weil ich ja schon in gewisser Weise mit M. zusammen bin und gleichzeitig mit Franz ausgehe und ihn auch kennenlernen will.

Eigentlich wollte ich die Geschichte mit M. ja auf Eis legen, bis er seine Angelegenheiten geregelt hat, sprich, der Zustand seiner Wohnung so hergestellt ist, dass er besuchbar ist und bis sich seine finanzielle Situation entspannt hat.
Was alles noch mehrere Monate dauern kann und bis dahin können wir uns nicht einfach so weiter treffen und klägliche Versuche machen, miteinander zu schlafen.
War ja ein Stück weit auch meine Schuld, immer noch berührt M. mein Herz und seine sanfte Art kommt bei mir gut an, so daß ich mich einfach nicht von ihm fern halten konnte.

Ich schreibe ihm, wie es ist, aber er versteht das irgendwie falsch. Wir müssen das persönlich klären, aber den Anfang habe ich per Mail gemacht. Denn wenn er vor mir gestanden hätte, wäre ich wieder dahin geschmolzen und hätte nichts von "auf Eis legen" gesagt.

.Das "Date" (war es ein Date?) mit Franz war ja recht normal und hat mich auch nicht wirklich weiter gebracht.
Ein Telefonat zwei Tage später dagegen sehr.

Er hat mir von seiner letzten Beziehung erzählt, die nun schon drei Jahre her ist. Seit dem hatte er keine andere Freundin, da war (ist?) er noch nicht bereit für. Seine Freundin hat er sehr geliebt, es muss eine tolle Beziehung gewesen sein. Eine schwere Krankheit beendete die Beziehung.

So eine sensible Seite hatte ich an dem ruppigen Mann, der machmal taktlose Bemerkungen von sich gibt und mich am Arm auf die Tanzfläche zieht, nicht erwartet.

Ehrlich ist er auch, er hat zu mir gesagt, er weiß nicht, was er von mir will und was ich von ihm will. Er findet mich nett. Seine "Altlasten" waren auch der Grund für seine zögerliche Annäherung an mich.

Also ist es bei Franz und mir umgekehrt als bei M. und mir.
Ich bin gegenüber M. zögerlich während er gerne schnell was Festes möchte.
Franz ist mir gegenüber zögerlich, während ich ihn gerne schneller besser kennenlernen möchte (bin ungeduldig, hab kein Zeit, falls er auch nichts für mich ist) :-)

Auf jeden Fall möchte ich Franz näher kennenlernen.
Wie gut, dass wir uns fast jede Woche beim Tanzen sehen.

Mal wieder verhaltene Berührungen und heimliches Knutschen mit M. während eines Stammtisches unserer Gruppe. Wir verlassen die Veranstaltung getrennt, treffen uns aber bei mir.

Freitagabend, mit Übernachtung, mit dem dritten Versuch, mal vernünftigen Sex zu haben. Seine Vorliebe, lang und ausdauernd, kann ich ihm in nächster Zeit nicht erfüllen. Ich klimakterische alte Schachtel habe da inzwischen Züge der Wüste Gobi angenommen: trocken bis zum geht nicht mehr.

Also sage ich ihm, er braucht sich nicht zurückhalten und mir Ausdauer beweisen. Es folgen einige Versuche, mich mit Aquaglide geschmeidig zu machen, aber nach nur 4-5 mal hin und her hört er auf?
"Du kannst ruhig weitermachen" sage ich.
"Ich bin schon fertig" sagt er.
Oh!
Ich ringe mal wieder etwas um Fassung. Wie lange mag bei ihm "lang und ausdauernd" sein??? Werde ich es je erfahren??

Am Samstagmorgen geht er, am Samstagabend treffe ich mich mit Franz ;-)
Ein ganz normales, nettes Date mit Essen, rumspazieren (eingehakt), was trinken, schnacken, sich kennenlernen.

Er bring mich nach Hause und da wir uns noch nie zur Begrüssung oder Verabschiedung in den Arm genommen haben, umarme ich ihn einfach mal :-)

Ich möchte ihm ja endlich mal ein bischen näher kommen.

Über die Duschgewohnheiten von dem Mann mit dem altbackenen Namen, Franz, weiß ich auch schon bescheid, der duscht täglich und täglich auch mehrmals, wenn er im Garten was gemacht hat und geschwitzt hat ;-)

Auf meiner To-Do-Liste steht ein Anruf bei ihm, um endlich mal Nägel mit Köpfen zu machen und sich zu verabreden.
Er kommt mir zuvor, mit dem Anruf jedenfalls. Ob er nur plaudern wollte oder auch sich verabreden, weiß ich nicht, denn ich falle mit der Tür und meinem Anliegen ins Haus.

Und so verabreden wir uns ganz profan zum Essen gehen und er wird mich mit dem Auto abholen.
Schön :-)