Wie vereinbart holt er mich nach Feierabend ab und wir fahren zu ihm. Während der Fahrt nimmt er meine Hand und knutscht diese ständig.
In seinem schönen Haus steht ein Wäscheständer mit feuchter Wäsche, der dort nach seinen Angaben schon drei Tage steht. Wenigstens weiß ich jetzt, warum er bzw. seine Klamotten immer so komisch riechen.
Aufgeregt ist er, das merkt man, und er beginnt sofort, mir einen Kuchen zu backen. Selbstgemacht, keine Backmischung. Er zappelt in der Küche rum, ich schaue ihm zu und während der Kuchen im Ofen ist fängt er an, das Abendessen zu kochen, wir haben uns nämlich etwas in der Zeit vertan.

Eeeeeeendlich traut er sich (ich bin ja schüchtern) und küsst mich und so kochen wir küssenderweise das Essen, ein Kuss, ein umrühren, ein längerer Kuss und die Nudeln kochen über ;-)

Pappsatt fallen wir nach dem Essen auf seine gemütliche Couch, die vor einem Ofen steht und da es nicht mehr 35° ist, sondern nur noch 16° kommt einem das schon kühl vor und der Ofen ist an. Dann noch eine nette DVD und angekuschelt neben ihm fühle ich mich soooo wohl. Scheiß' was auf seine sexuellen Präferenzen, die er auslebt.

Erstmal leben wir unseren Sex aus, der noch immer leicht gehemmt und 08/15 ist, aber wir tasten uns langsam vor, werden etwas lockerer und endlich haben wir ich OV ;-)
Neben jemandem einzuschlafen ist so schön.

Am nächsten morgen klingelt früh der Wecker, nach einem kurzen Frühstück setzt er mich wieder zu Hause ab und weiter gehts zur Arbeit! Ich bin (fast) im siebten Himmel.
Ja, ich verliebe mich schnell. Zu schnell.

Das Wochenende rückt näher und EausB wollte sich melden und vielleicht vorbeikommen. Sehnsüchtig warte ich, dass er sich meldet, was er aber nicht tut. Dafür tue ich etwas, was man nicht tut: ich rufe ihn an!
Zerknirscht gibt er zu, vergessen zu haben, sich zu melden. Dann tue ich noch etwas, was man nicht tut: ich lade mich selber bei ihm ein.
Zwar wohnt er weiter weg und ich bin nicht motorisiert, aber er arbeitet doch in meiner Stadt und wir verabreden uns für Montag. Nach Feierabend nimmt er mich mit zu ihm, am nächsten morgen nimmt er mich wieder mit in die Stadt.
Und dazwischen nimmt er mich - hoffentlich ;-)

So bleibt mir noch etwas Zeit, mich weiter über BDSM zu informieren. Für EausB kommen die Buchstaben D&S infrage, Domination und Submission. Aber auch in dem Bereich gibt es sooooo viele verschiedene Spielarten, es kommt einfach auf die Vorlieben des einzelnen Menschen an.

Erstaunt stelle ich fest, dass ich interessiert bin, aber auch teilweise abgestossen, teilweise nicht. Je nach dem. Ganz seltsam. Ich googel mich quer durch das Internet und tauche immer tiefer in die Materie ein.

Verurteilen werde ich einen Menschen wegen dieser Vorlieben nicht. Zumal ich EausB ja auch von seiner "normalen" Seite kennengelernt habe und er sehr viele gute, positive Eigenschaften hat, die mir sehr gefallen.
Im Grunde weiß ich ja gar nichts von seiner dunklen Seite, hätte ich nicht gegoogelt ......

Devot. Jetzt ergibt sein Verhalten im Bett einen Sinn. Durch seine Einträge in dem Dominaforum erfahre ich von seinen Besuchen bei Dominas, die auch während seiner Ehe stattgefunden haben.

Wie man aus Quälereien Lustgewinn erzielen kann, erschliesst sich mir nicht. Auch googeln bringt keine wirkliche Antwort. Seine Einträge muss ich mehrmals lesen, weil ich einfach nicht verstehe, was ich da lese: F*xierung, F*cesitting, Str*mspiele an den Teilen, V*brator, Zw*ngsentsamung, m*lträtieren der Br*stwarzen.

Seine Vorgabe bei den Dominas war jedesmal, dass keine sichtbaren Spuren bleiben. Damit seine Frau nichts merkt? Wie hat er ihr seine Abwesenheit erklärt? Und das Geld?

Mich verstört das alles schon in gewisser Weise, nach unserem Heiss/Kalt-Wochenende weiß ich ja sowieso nicht mehr, was ich denken soll. Er will sich am Samstag melden und vorbeikommen, aber ob ich das will, weiß ich nicht.

Es ist sehr seltsam, dass man durch googeln eines Nicknamens Einblick in Profile bekommt und in Foren mitlesen kann, in denen man sich sonst eigentlich anmelden muss.
Einige Plattformen schützen ihre Mitglieder vor dem Auffinden durch Google, das Dominaforum, in dem ich den Nick von EausB finde, nicht.

Die Entdeckung lässt mich erstmal scharf den Atem einziehen und anhalten. Einträge zwischen 2002 und 2009. Also überschneiden sich die Einträge mit dem Zeitraum seiner Ehe.

Wieder glänzt er duch Fachwissen über einzelne Dominas, wer wo arbeitet, wer den Namen geändert hat, wer umgezogen ist. Und auch hier gibt er Empfehlungen und persönliche Erfahrungen weiter.
Wie das Kaninchen vor der Schlange sitze ich vor dem Computer und kann das alles nicht fassen, was ich da von ihm lese.
Ein zweiter Tab muss geöffnet werden, damit ich bei Google die ganzen Fachbegriffe und Abkürzunge aus dem BDSM-Bereich suchen kann.

Mir ist das alles viel zu viel, ich verstehe nur die Hälfte von dem, was ich lese, nicht nur wegen der Begriffe und Abkürzungen, sondern weil mein Hirn es einfach nicht wahrhaben will, das der süße, weiche EausB sich gerne quälen lässt.

Erstmal Kraft sammeln für die Details, die ich morgen noch lesen werden!

Wie ich bereits erwähnte, hat EausB seinerzeit zum googeln seines Realnamens aufgefordert, um so Vertrauen zu schaffen.
Interessanter ist es aber, einen Nicknamen zu googeln, denn Männer sind da sehr einfallslos (Frauen bestimmt auch) und benutzen immer denselben Nick.

Leider ist der Nickname von EausB der Name einer Kleinstadt in Deutschland und bringt die entsprechenden Treffer. Aber ich weiß, wie ich die Suchmaschine zu nutzen habe und schon liefert sie mir Ergebnisse.

Er ist angemeldet in einem regionalem Sexforum, vier Beiträge hat er geschrieben. Zwei seiner Beiträge sind Antworten auf Nachfragen von Nutzern zu den Qualitäten bestimmter Prostituierter. EausB weiß über diese Qualitäten Bescheid!!!
Weiterhin antwortet er auf die Anzeige "zweier dominanter Ladys", die einen Herren zum Spaß haben suchen - gegen TG - und schreibt dann kurze Zeit später einen "Erlebnisbericht" über sein Treffen mit den beiden!!!!!
Durch den Fachjargon steige ich erst gar nicht durch: O-Ton: er wurde gebunden, mehrfach benutzt, keine ZK, frz. nur mit!
Frz. ist wohl französich und ZK sind Zungenküsse.

Mir zieht es fast die Schuhe aus, ich kann es nicht glauben, dass der weiche, schüchterne, zuvorkommende, höfliche, im Bett so stille und leise EausB zu Prostituierten geht????
Irrtum ausgeschlossen, seine charakteristische Schreibweise und bestimmte Ausdrücke verraten ihn.

Das Datum der Einträge umfasst den Zeitraum August 2007 bis Dezember 2009. Im August 2007 hat sich seine Frau von ihm getrennt und ist ausgezogen. Nungut, denke ich mir nach dem ersten Schrecken, was soll man"n" tun, wenn keine Frau verfügbar ist, man"n" aber Lust hat?

Trotzdem spukt mir das ganze lange im Kopf rum, der Gedanke, mit einem Mann zu schlafen, der bei einer Prostituierten war, auch wenns länger her ist, kommt mir komisch vor. Noch kann ich mir keine Meinung bilden, ich bin noch zu verwirrt.

Und noch weiß ich nicht, dass ich noch mehr rausfinden werde, dass mich noch mehr verwirrt!

Schreibt jemand "tageslichttauglich" in sein Profil, assoziiere ich das gleich mit "gutaussehend" ;-) So kommt das Treffen mit FausA zustande, der alt ist, schon 54, und einen noch altbackeneren Namen hat, aber supernett schreibt und sich als "tageslichttauglich" bezeichnet.
Diesmal will ich mich überraschen lassen, tausche keine Fotos und denke, wie schon erwähnt, an Mark Moses oder sowas in die Richtung.

Natürlich ist "tageslichttauglich" kein festgelegter Begriff, jeder definiert ihn anders und so taucht zum Treffen ein Man auf, der seinem altbackenem Vornamen gerecht wird und gut und gerne 64 sein könnte.

Höflich, wie ich wieder bin, ziehe ich das Treffen durch, Kaffeetrinken, reden, immer wieder kommt das Gespräch ins stocken und sein Hobby, Motorradfahren, macht ihn auch nicht interessanter.
Er ist entzückt von mir, das merkt man, aber ich bin in Gedanken bei dem seltsamen EausB und unserem schönen Wochenende.

Nach knapp einer Stunde löse ich die Tafel auf und wir verabschieden uns. Schon kurze Zeit später habe ich in meinem Postfach Mail von ihm, wie schön er doch unser Treffen fand, das wir sowas unbedingt wiederholen sollten um uns näher kennenzulernen.

Meine Antwort ist vielleicht nicht sehr höflich, aber so langsam gehen mir die geschönten Antworten aus, also schreibe ich die Wahrheit: das ich schon interessantere Treffen hatte und mich nicht noch einmal mit ihm Treffen will!

Bei Heiss- und Kaltspielen sind wir noch nicht angelangt, noch ist es Kennlernsex, doch sein Verhalten ist heiss und kalt.
Der Abend in der City mit Händchenhalten, küssen, schmusen. Die Nacht bei mir, diesmal bleibt er, ist ja Wochenende. Heiss!
Dann der nächste morgen, sämtliche Zärtlichkeiten sind verflogen, ein verlegenes Frühstück, dann ein gemeinsamer Besuch einer Ausstellung, alles ohne Händchenhalten, küssen oder schmusen. Kalt.

Unsicher wie ich bin, zerbreche ich mir den Kopf, was ich wohl falsch gemacht haben könnte, gehe in Gedanken unsere sämtlichen Dialoge durch, aber ich komme nicht drauf, was diesen Sinneswandel verursacht haben könnte!

Es ist schwer, sich nach jahrelanger Partnerschaft auf einen neuen Mann einzustellen, besonders in der Horizontalen.
EausB ist zum einen weich, sooooo weich, in jeder Hinsicht, seine Haut, seine zurückhaltende Art und leider auch sein Schw*nz. Aus meiner Naivität oder eher aus mangelnder Erfahrung heraus dachte ich, die wären alle gleich hart. So hart wie der von meinem Ex. Weit gefehlt.

Zum anderen ist EausB still, er gibt kein Geräusch von sich, kein Stöhnen, kein Wort, kein Mucks. Das irritiert mich sehr, denn in der Kennlernphase im Bett ist ein wohliges Stöhnen doch ein guter Indikator, dass man etwas richtig macht. Darauf angesprochen meint er nur, dass er ein stiller Geniesser sei. Das passt mir überhaupt nicht, ich will Feedback, stöhnen oder wenigestens heftiges Atmen, aber er macht noch nicht mal ein Geräusch, wenn er kommt!
Das verunsichert mich, zumal er auch zunehmend passiver wird und mich machen lässt, ich mich aber noch immer nicht so richtig traue.
Hinweise, dass er gerne mich oder einzelne Körperteile von mir dahin schieben, drücken, dirigieren kann, wo er mich haben möchte, ignoriert er. Gnaaaaaaa.